26. SONNTAG im Jahreskreis

 

Lesungen:

              Phil 2,1-11

              Mt 21,28-32

Sind wir, leben wir als Christen, glaubwürdig? Oder klafft da ein großer Abgrund zwischen dem, was wir zu glauben behaupten und dem, was wir tun? Darum geht es Jesus im heutigen Evangelium.

Über die Pharisäer und Schriftgelehrten hat er einmal gesagt: „(Sie) haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.“ Jetzt greift der die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes, die höchsten religiösen Autoritäten, an und macht ihnen denselben Vorwurf: Sie sagen zwar „ja“ zu Gott, sie erfüllen ihre religiösen Pflichten, indem sie fasten und beten und in den Tempel gehen, aber dieses religiöse Leben steht im Kontrast mit ihrem Leben im Alltag: Sie wollen von den Leuten geehrt werden, auf den Ehrenplätzen sitzen, schauen herab auf die sogenannten Sünder... Sie arbeiten nicht im Weinberg, für das Reich Gottes, für diese neue Welt Gottes, in der Menschen anders miteinander leben und umgehen. Sie sind auch nicht bereit, ihre Lebensweise zu ändern.

Und dann folgt eine ungeheure Provokation, indem Jesus sie auf Menschen hinweist, die in ihren Augen zum „Abschaum der Gesellschaft“ gehören: Die „betrügerischen Zolleinnehmer und die Dirnen“, die aber - auf die Worte von Johannes dem Täufer hin - ihr Leben geändert haben. Sie kommen eher in die neue Welt Gottes als ihr! Das sagt Jesus zu den religiösen Führern, von denen man am meisten erwarten könnte, dass sie den Willen Gottes kennen und leben. Sie beschäftigen sich Tag für Tag mit Religion. Tag für Tag verrichten sie Gebete. Tag für Tag lesen sie die Heiligen Schriften. Und trotzdem!

Jesus hält ihnen einen Spiegel vor. Es kommt nicht auf die schönen Sprüche an. Es kommt nicht darauf an, „Herr, Herr“ zu sagen. Es reicht nicht im Vater Unser zu beten: "Dein Wille geschehe!" Es kommt darauf an, den Willen Gottes zu tun, sich für das Reich Gottes einzusetzen, für ein Zusammenleben im Sinne Gottes. Es geht darum, im Weinberg zu arbeiten.

Spüren wir den Anspruch, den Jesus hier auch an uns stellt? Sagen wir „Ja“ zu Gott, zu Jesus, tun aber nichts für das Reich Gottes, arbeiten nicht in seinem Weinberg? Schreckt uns das eher ab und denken wir: „Das, was wir da hören, das ist doch gar nicht zu leben. Das kann Jesus doch nicht so gemeint haben.“ Oder denke ich bei mir innerlich, dass es in meiner Situation nicht möglich ist, den Willen Gottes zu tun. Ich muss ja in der Welt bestehen, sonst gehe ich unter. Ich höre das Wort, ich kenne es, finde es auch gut, aber wenn es ernst wird, dann finde ich Ausreden. „Naja, ich werde sehen.“so lautet oft unsere Antwort. Naja, unverbindlich, sich nicht festlegen, alles offen lassen. Das ist auch eine Möglichkeit, nicht handeln zu müssen, auf jeden Fall nicht gleich, wahrscheinlich gar nicht! Bedrängt mich dann mein Gewissen und versuche ich dann trotzdem, kleine Schritte im Sinne Gottes zu tun?

Es fällt auf, dass der Vater in dem Beispiel darauf verzichtet, zu seinen Söhnen von einem Lohn oder einer Strafe zu sprechen. Gott bittet uns, seine Mitarbeiter zu sein; aber er zwingt niemanden dazu.

Unser Denken und Tun stimmen oft nicht überein. Wir tun nicht immer, was wir glauben. Glauben und Lebenspraxis haben oft nicht viel miteinander zu tun. Wir dürfen aber nicht vergessen: Glauben vollzieht sich in drei Schritten. Ich muss erstens die Inhalte des Glaubens kennen, mich damit auseinandersetzen, mich im Glauben weiterbilden; zweitens ist es notwendig, darüber nachzudenken, welche Folgerungen ich aus diesen Glaubensinhalten für mein Leben ziehe, und drittens gilt es, bei meinem Denken nicht stehen zu bleiben, sondern auch wirklich zu handeln. „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr! wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters erfüllt.“ (Mt 7,21)

Einige Folgerungen aus unserem Glauben an Gott und an Jesus könnten für uns sein, was Paulus in der ersten Lesung so betont: Euch soll herzliche und mitfühlende Liebe verbinden, bleibt in der einen Liebe miteinander verbunden und haltet fest zusammen, habt auch das Wohl der anderen im Auge, achtet den Bruder und die Schwester (sogar mehr als auf euch selbst). Kurz zusammengefasst: Nehmt Jesus als Maßstab für euer ganzes Leben.

Wort und Tat, Glaube und Lebensweise sollen übereinstimmen.

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